Knapp vor dem Weihnachtsfest wurden die Christbäume mit unzähligen Lichtern in unseren Kirchen aufgestellt. Viele erfreuten sich an dem Lichterglanz in diesen so besonderen Tagen. Einer der Christbäume wurde in diesem Jahr zu einem »Hoffnungsbaum«. Die Besucher*innen unserer Kirchen waren eingeladen, ihre persönlichen Hoffnungen auf dafür vorgesehene Karten zu schreiben und diesen Baum damit zu schmücken. (Siehe 2. Bild)
Zu Weihnachten strahlten unsere »Hoffnungsbäume« somit nicht nur durch die Lichter, sondern vor allem durch die vielen zum Ausdruck gebrachten Hoffnungen der Menschen. Ein strahlendes, positives Zeichen in herausfordernden, schwierigen Zeiten mit all den Unsicherheiten, offenen Fragen, Sorgen und Ängsten.
Vielfach wurde die Hoffnung auf Frieden in persönlichen, gesellschaftlichen und weltweiten Bereichen, die Hoffnung auf Gesundheit bzw. Bewahrung vor Krankheit oder die Hoffnung auf die Genesung von erkrankten Familienangehörigen sowie Freunden und die Hoffnung, unsere Erde zu bewahren und zu retten, zum Ausdruck gebracht. Alles Hoffnungen, die Menschen in ihrem Herzen tragen.
Diese Hoffnungsbäume haben den Betrachter*innen gutgetan, denn sie zeigten, dass Menschen an das Gute glauben und darauf vertrauen, dass trotz allem, was für Menschen derzeit schwierig und belastend ist, letztlich das Gute siegen kann. Und so erleuchteten diese Bäume nicht nur unsere Kirchenräume, sie durchbrachen im übertragenen Sinne auch die Dunkelheiten, die sich immer wieder über uns legen.
Nun stehen wir am Beginn der Fastenzeit und bereiten uns in den kommenden Wochen auf das Osterfest vor, bei dem wir die Auferstehung Jesu Christi feiern und dadurch den Glauben und die Hoffnung, dass der Tod nicht das Ende ist. Wir dürfen in dieser Hoffnung und in dem Glauben leben, weil Jesus Christus den Tod überwunden und allen somit das Tor zu einem Neubeginn in der Wirklichkeit Gottes geöffnet hat. Dieses Tor steht für uns alle offen!
Der Theologe Dietrich Bonhoeffer (1906 – 1945), der sich mit all seiner Lebens- und Glaubenskraft gegen den Wahnsinn und die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes stellte und letztlich deshalb durch dieses 1945 hingerichtet wurde, hielt bis zuletzt trotz aller Bedrohungen und Gefahren an seinem Glauben an die Auferstehung und an der Hoffnung auf Zukunft, auf eine Zukunft über den Tod hinaus, fest.
Für ihn bedeutete der Glauben an die Auferstehung, dass wir die gegenwärtige Welt mit all ihren Problemen ernst nehmen müssen. Wir sollen – wie Jesus – voll in das Leben eintauchen, es mit Mut und voller Zuversicht gestalten, allen Widrigkeiten zum Trotz. Der Glaube an die Auferstehung ist dann nicht nur tröstende Ausrichtung auf ein besseres Leben im Jenseits, sondern gibt uns Kraft im Hier und Jetzt. Dieser Glaube und diese Hoffnung wollen keine Flucht vor der Realität sein.
Nach Bonhoeffers Denken dürfen wir als Christ*innen nicht nur auf ein zukünftiges Paradies hoffen. Der Glaube an die Auferstehung muss hier und jetzt gelebt werden. Die wahre Kraft der Auferstehung liegt darin, dass sie uns die Zuversicht gibt, unser Leben in dieser Welt mit einem überzeugten »Ja« zu gestalten – nicht, weil wir vor dem Tod flüchten, sondern weil Jesus bereits den Tod überwunden hat: »Wo erkannt wird, dass die Macht des Todes gebrochen ist (…) dort begnügt man sich nicht mit der bemessenen Zeit und spricht nicht irdischen Dingen Ewigkeit zu.«
(Ethik, DBW Band 6, S. 78)
Uns Menschen führen Leid und Schmerz oftmals an die Grenzen des Erträglichen. Bereits im Laufe des Lebens sterben wir viele Tode. Diese sind spürbar in Momenten, in denen wir uns voneinander abkapseln, in Zeiten der Ungerechtigkeit und des Hasses, und wo scheinbar unüberbrückbare Interessensgegensätze unsere Beziehungen belasten. Doch es gibt Auferstehung mitten im Leben – wenn wir sensibel und aktiv füreinander da sind, einander vergeben und nicht müde werden, Hoffnung in die Welt zu tragen und konstruktiv diese Welt zum Wohle der Menschen zu gestalten.
Für unser konkretes, alltägliches Leben kann das bedeuten:
In einer Zeit und Welt, die von Veränderungen, Herausforderungen, von Kriegen und Zerstörungen geprägt und gezeichnet ist, will die Botschaft der Auferstehung die Kraft der Hoffnung in uns stärken, den Glauben an Möglichkeiten neuer Anfänge nicht zu verlieren und nicht aufzugeben – ähnlich wie die Natur jetzt im Frühling nach dem Winter wieder zu neuem Leben erwacht.
Es kommt nicht von ungefähr, dass wir Ostern in den Frühlingsmonaten feiern, so können auch wir in unserem eigenen Leben immer wieder Momente und Phasen von Auferstehung erleben, in denen z.B. Totgesagtes, Zu-Ende-Gehendes neu »aufersteht«, ganz anders als wir es uns je vorstellen konnten. Der Stein vor dem Grab Jesu war nicht der Schluss- und Endpunkt, sondern Stein des Neubeginns.
Durch unser Denken, Reden und Tun sind wir gerufen, Auferstehung mitten im Leben, im Hier und Jetzt konkret werden zu lassen, wenn wir einander in Konflikten oder im Streit vergeben, uns für Gerechtigkeit, Respekt, Toleranz und Frieden im alltäglichen Miteinander einsetzen, solidarisch sind mit denen, die am Boden liegen und selbst keine Kraft mehr haben wieder aufzustehen, empathisch da sind für kranke Menschen und Sterbenden die Hand halten, um zu versuchen, ihre Einsamkeit und ihre Ängste zu lindern.
So sind wir alle gerufen Hoffnungsträger*innen der Auferstehungsbotschaft im Hier und Jetzt zu sein, um unsere kleine Alltagswelt zum Guten zu verwandeln.
Text: P. Lukas
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