... dieser Ausspruch ist mir vor einiger Zeit in den sozialen Medien auf einem T-Shirt ins Auge gesprungen. »Sehr fromm und irgendwie aus der Zeit gefallen« war meine erste Assoziation und doch hat diese Aussage meine Gedanken nicht mehr losgelassen. Der Aufruf von Papst Franziskus ist mir in den Sinn gekommen.
Hat er doch dieses Jahr 2024 ganz in das Zeichen des Gebetes gestellt. »Ein Jahr, das der Wiederentdeckung des großen Wertes und der absoluten Notwendigkeit des Betens gewidmet ist, des Gebetes im persönlichen Leben, im Leben der Kirche und der Welt«, so Papst Franziskus.
Die Nachrichten sind voll von Mitteilungen über Krieg, Hass, Klimakrise und Teuerungen, die für viele das alltägliche Leben zu einem Hürdenritt machen und der Papst ruft zum Beten auf. Das mag wohl für die eine oder den anderen sehr weltfremd klingen. Doch er blendet mit seiner Aufforderung zum verstärkten Gebet die aktuelle Situation nicht aus, sondern er verknüpft sie.
»Mir reicht‘s, ich geh beten« ist eben doch nicht nur ein nettes Statement auf einem T-Shirt, auf Tassen und auf Schildern. Mir reicht‘s kann dabei heißen, ich fühle mich ohnmächtig angesichts der Situation, in der ich stehe, oder der schlechten Nachrichten, die tagtäglich über mich hereinbrechen. Es kann aber auch heißen: Ich bin zufrieden und dankbar in und mit meinem Leben. Wenn es mir aber einmal »reicht«, ganz egal ob positiv oder negativ, dann ist wohl eine Pause, eine kleine Auszeit von all den vielfältigen Einflüssen notwendig. Und da hilft mir das Beten. Ich konzentriere mich auf das Wesentliche, nämlich, dass es einen Gott gibt, der mir in allen Situationen meines Lebens zur Seite steht, der mich hört und für mich da ist. Beten hat für mich einen echten Mehrwert. Dabei kann das Gebet viele verschiedene Formen haben. Von Gebetsformeln, die ich schon seit meiner Kindheit kenne, über einen frei formulierten Satz, den ich laut in den Himmel rufe, oder die dankbare Stille auf der Hausbank in der Abendsonne, bis hin zu meinem Staunen über die vielen großen und kleinen Wunder, die mir begegnen. Dieses Beten für mich alleine schenkt mir eine Auszeit und lässt mich ganz bei mir sein. Eine große Kraft geht für mich allerdings auch vom Beten in Gemeinschaft aus.
Um noch einmal auf den Aufruf von Papst Franziskus zurückzukommen: Ich denke schon, dass sein Anliegen genau in unsere Zeit passt, dass Beten die Welt verändern kann. Nicht weil ich glaube, dass Gott einmal mit den Fingern schnippt und alles gut wird, wenn ich ihn darum bitte. Nein, aber beten verändert mich als Menschen, es verändert meine Einstellung zu vielen Dingen und Ereignissen und diese Veränderung kann weit in unsere Gesellschaft hineinwirken. »Das Gebet ist die sanfte und heilige Macht, die wir der teuflischen Kraft von Hass, Terrorismus und Krieg entgegensetzen können.« (Papst Franziskus)
Text: Karin Funiak
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