Immer wieder bekomme ich zum Geburtstag oder zu verschiedenen anderen Anlässen Karten mit guten Wünschen. Ich hänge diese Karten dann auf meine Pinnwand und wenn ich daran vorbeigehe, erinnern sie mich an all die lieben Menschen, die sie mir geschenkt haben. Alles Mögliche wird mir da gewünscht:
Gesundheit, ein erfülltes Leben, Glück und noch vieles mehr. Doch einen Wunsch haben viele dieser Karten gemeinsam. Den Wunsch nach Gottes Segen. Doch wie ist das mit diesem Segen Gottes?
Das lateinische Wort für »segnen« heißt »bene dicere«, wörtlich übersetzt: »Gutes sagen, gut sprechen« – zu anderen und über andere. Was das wohl für Auswirkungen auf unser Miteinander hätte, wenn jede und jeder gut über andere denken und reden würde. In der Bibel lesen wir den Satz »Ich werde ... dich segnen ... ein Segen sollst du sein« im Buch Genesis. Gott spricht diesen Satz zu Abraham an einer wichtigen Station seines Lebens. Er verspricht ihm damit Begleitung und Schutz durch seinen Segen beim Weggang aus der Heimat. So spüre auch ich Gottes Segen als Begleitung und Schutz. Er verleiht mir sicherlich keine Superkräfte, aber wenn ich mein Tun unter Gottes Segen stelle, fühle ich mich dadurch gestärkt und getragen. So sind auch Menschen, die mich mit all meinen Fehlern und Macken annehmen, eine Umarmung oder ein unverhofftes Lächeln meines Gegenübers auf der Straße, ein wahrer Segen für mich. All das beflügelt mich und ich spüre eine Kraft dahinter, die ich nicht selber machen kann und die mich vielleicht auch für andere zum Segen werden lässt. Denn das ist der Kern der Sache:
Gott schenkt mir seinen Segen, aber eben nicht nur mir allein. Der Segen Gottes ist nicht für Egoisten gedacht, die alles für sich behalten wollen, was sie geschenkt bekommen, sondern er soll weitergetragen und vermehrt werden. »Ein Segen sollst du sein«, diesen Auftrag bekam auch schon Abraham. Und dieser Auftrag gilt auch heute für uns. Bilden wir doch mit allen Menschen um uns herum ein Beziehungsnetz, in dem unser Leben getragen und gut aufgehoben sein soll. Wenn wir uns auf die Suche nach dem Guten in den Menschen machen und ihnen das auch mitteilen, wenn wir versuchen uns auf die positiven Seiten des Alltags zu konzentrieren, da geschieht Segen. Und dieser Segen verändert und er kommt auch wieder zu mir zurück. So verstehe ich auch die zehn Gebote, von denen in dieser Ausgabe zu lesen ist, als Segen. Sie sind ein Lebensprogramm, das in unserem Beziehungsnetz gutes Leben für alle ermöglicht. Sie sind ein Programm, das nicht lebensfeindlich, sondern lebensstiftend ist.
Natürlich fällt es mir auch nicht immer leicht, Gottes Segen immer und überall wahrzunehmen. Doch ich bin davon überzeugt, dass er wirkt.
So wünsche ich allen Gottes reichsten Segen!
Text: Karin Funiak
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