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»Wandlung im Kirchenbau«

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Das Thema dieser Ausgabe lautet: Wandlung. Wie hängen „Wandlung“ und «Kirchenbau« zusammen?

Erste Antwort: Der Zusammenhang ist sehr eng. Die Architektur der Kirchen hat sich in der Geschichte stets verändert. Um das zu erkunden, genügt ein Spaziergang durch den Pfarrverband: Man beginnt beim romanischen Kreuz (um 1200) in der Ausstellung im Stiftsmuseum, geht weiter zur spätgotischen Ölbergszene (um 1500) an der Nordseite der Pfarrkirche Melk, besucht die barocke Stiftskirche und die Kirche in Maierhöfen, findet im Inneren der Pfarrkirche Melk den historisierenden Stil aus dem 19. Jahrhunderts (Neogotik) und lässt abschließend die zeitgenössische Umgestaltung der Kirche von Matzleinsdorf und die Benediktuskapelle im Stift Melk auf sich wirken– gespannt darauf, welchen Wandel die Kirche von Zelking gerade erfährt.

Zweite Antwort: Der Zusammenhang ist nur lose. Wie auch immer sich der Stil der Kirchengebäude in der Geschichte verändert hat, die Möglichkeit, dort Gottesdienst mit allen wichtigen Elementen (Lesung und Auslegung der Schriftstellen, Gebet, Fürbitte und Gesang, Eucharistie) zu feiern, war davon unberührt. In einer antiken Basilika kann noch heute jederzeit und ohne Schwierigkeiten eine Eucharistiefeier stattfinden. Kaum eine Art von Bauwerk ist so resistent gegen Wandel wie Kirchen.

Dritte Antwort: Der Zusammenhang von Wandlung und Kirchenbau ist differenziert zu betrachten. Wie auch immer sich die Kirchengebäude gewandelt haben, die eigentliche Wandlung spielt sich im Vollzug der Eucharistie ab (vgl. »damit sie uns werden Leib und Blut«). Aber: Der architektonische Wandel der Gebäude hat sehr wohl einen Einfluss darauf, wie man das Geschehen der eucharistischen Wandlung versteht. In einer zeitgenössischen Kirche, in welcher sich die Gemeinde um den Altar versammelt, wird man ein anderes Verständnis von Wandlung entwickeln als in einer gotischen Kirche mit ihrer länglichen Ausrichtung auf den Altar, der sich am vordersten Punkt der Kirche befindet.

Vierte Antwort: Der Zusammenhang ist spannungsreich. Viele Kirchen spiegeln einen jahrhundertelangen Veränderungsprozess wider: Sie haben vielleicht noch einige romanische Elemente, oft stammt die Bausubstanz aus der Gotik und wurde die Einrichtung später im barocken Stil erneuert, im 19. Jahrhundert aber rückgebaut und um neue Elemente erweitert, im 20. Jahrhundert erfolgten dann mehrere Renovierungen. Heute stellt sich die Frage, wie man dieses vielgestaltige Erbe, das von einer langen Geschichte des Wandels zeugt, an künftige Generationen weitergeben kann. Jede Änderung ist beides: Zumutung und Chance für eine Pfarrgemeinde, sich zu wandeln und lebendig zu bleiben.

Text: P. Jakob Deibl
Bild: ©B AilddocbredSittock_184575401.jpeg