Gehängt und gefeiert: Wer war der hl. Koloman? Vom Opfer mittelalterlicher Fremdenfeindlichkeit zum Schutzpatron Österreich.
Vom Opfer mittelalterlicher Fremdenfeindlichkeit zum Schutzpatron Österreichs: Wenige Heilige haben eine derart steile »Karriere«
gemacht wie der Märtyrer Koloman. Gefeiert wird er am Tag der Umbettung seines Leichnams. Mehr als 1.000 Jahre ist es her, dass der –
der Legende nach unverweste – Leichnam des heiligen Koloman im Jahr 1014 von Stockerau nach Melk überführt und dort bestattet wurde.
Das Hochfest des heiligen Koloman, der Kolomanitag, wird an seinem Begräbnistag, dem 13. Oktober, gefeiert.
Koloman war ein irischer Pilger, der im Jahr 1012 im Zuge einer Wallfahrt nach Jerusalem durch das Grenzgebiet des Heiligen Römischen
Reiches und damit durch die Babenbergermark – somit auch durch das heutige Österreich – zog.
Der Überlieferung nach wurde Koloman von der Bevölkerung in Stockerau wegen seiner andersartigen Kleidung und seiner fremden
Sprache für einen Spion aus Mähren gehalten, eingesperrt, von einem Richter rasch zum Tod verurteilt und an einem Holunderstrauch
aufgehängt.
Markgraf Heinrich I., ein Babenberger, ließ den, nach einigen Wundergeschehnissen als heilig geltenden Märtyrer ausgraben und nach
Melk bringen, wo er im Bereich der Babenbergerburg bestattet wurde. Darin ist der Versuch zu erkennen, ein zu spät erkanntes Unrecht
an dem Pilger, der sich nun auch noch als Heiliger entpuppte, einigermaßen wiedergutzumachen. Zudem galten Pilger im Mittelalter
eigentlich als unantastbar; durch die Tötung Kolomans war ein Rechtsgrundsatz verletzt worden.
In die Kirche des Benediktinerklosters in Melk, das 1089 gegründet wurde, wurde Koloman 1170 verlegt. Seit dem 12. Jahrhundert galt er
in der Bevölkerung als Schutzpatron. Im Jahr 1244 machte Herzog Friedrich II. Koloman zum Landespatron von Österreich ob und unter
der Enns. Im Jahr 1663 wurde der irische Märtyrer als Landespatron von Österreich durch den heiligen Leopold ersetzt – Kaiser Leopold I.
favorisierte seinen Namenspatron. Koloman ist bis heute jedoch Stadt- und Stiftsheiliger Melks sowie Stadtpatron von Stockerau.
Kolomans Attribut als Heiliger ist eine Liane oder Schlinge als Hinweis darauf, wie er zu Tode kam. Er wird auf Abbildungen in
Pilgerkleidung dargestellt. Im Garten des Klosters der Steyler Missionsschwestern St. Koloman in Stockerau kann man heute noch einen
ausgewachsenen Holunderstrauch besichtigen, an dem einst der Märtyrer sein Leben ausgehaucht haben soll – zumindest gilt der Baum
als der direkte »Vorfahre« jenes Strauchs.
nach Johanna Grillmayer, religion.ORF.at